Wie wird man eine Hexe?
Zu einer Hexe wird man nicht, eine Hexe ist man oder nicht. Das bezieht sich aber nicht nur auf irgendwelche magischen Fähigkeiten, sondern in erster Linie auf die Art zu denken. Letztendlich kann nur jeder selbst entscheiden, ob sie eine Hexe ist und was das für sie heißt.
Die erste Frage, die sich jemand stellen sollte, die Hexe sein möchte, lautet: „Warum will ich eine Hexe sein?“
Die zweite Frage lautet dagegen: „Und warum will ich wirklich eine Hexe sein?“
Die ehrliche Antwort auf diese zweite Frage ist der erste Schritt auf dem Weg. Ohne Ehrlichkeit sich selbst gegenüber führt der Weg nirgendwohin.
Viele haben angefangen, als Hexe zu leben, aber viele haben auch schnell wieder aufgegeben, als sie merkten, daß dieser Weg steinig ist und man an sich selbst arbeiten muß, daß sie nicht perfekt sind und daß sie lernen müssen.
Wer nur deshalb eine Hexe sein will, weil sie es cool findet oder sich durch Magie schnelle Erfolge bei irgendetwas verschaffen will oder denkt, sie gehöre dann zu einer Elite, die wird wahrscheinlich schon bald aufgeben und einen anderen, leichteren Weg gehen müssen.
Die falsche Art von Hexen
In den Anzeigen einschlägiger Zeitschriften wimmelt es nur so von selbsternannten Hexen und Schamanen aller nur erdenklicher Ausprägungen. Für viel Geld einen Workshop oder ein Wochenendseminar besuchen, und meinen, man ist schon ein Magier, eine Hexe oder ein Schamane und bereits am Tag danach um Kundschaft werben, die man selbst ausbilden oder deren Krankheiten heilen zu wollen, ist in jeder Hinsicht unrealistisch und unseriös.
Dies hat mit Magie oder Schamanismus nichts, aber auch rein gar nichts zu tun. Im Gegenteil, es werden Hoffnungen geweckt und Ansprüche aufgestellt, die dann nicht erfüllt werden können.
Nun könnte man über so viel Dummheit lachen, wenn diese Dummheit nicht so gefährlich wäre. Natürlich könnte ich zum Beispiel einer Gruppe von Menschen an einem Wochenende ein magisches Ritual in seinen Formen mit allen Einzelheiten erläutern und die notwendigen äußeren Techniken vermitteln, aber die dann materialisierten Kräfte auch zu beherrschen, dazu bedarf es langer kontinuierlicher Übung.
Deshalb sei an dieser Stelle vor selbsternannten Hexen und ihren Spielereien ausdrücklich gewarnt. Auch wer gelernt hat, wie man einen Pinsel hält, ist damit noch lange kein begabter Maler.
Zunächst einmal hängt es von einem selbst ab, was man eigentlich erreichen will und wie das geschehen soll. Die Menschen sind sehr verschieden in ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten. Was für den einen richtig ist, muß es für den anderen noch lange nicht sein. So lassen sich pauschal nur ein paar wenige Ratschläge erteilen.
Als Hexe die Magie erlernen
Man kann magisches Wissen nicht so ohne weiteres weitergeben. Tonnen von Theorie sind nicht so wertvoll wie ein Quäntchen Praxis, und das praktische Wissen (das gnostische Wissen) ist eher ein tief verwurzeltes Gefühl für Magie und magische Erkenntnis als ein mit Worten beschreibbares Themengebiet.
Auch über das Fahrradfahren kann man einiges erzählen, aber worauf es ankommt, ist letztlich die praktische Übung. Wie will man jemandem rein theoretisch schildern, wie man auf zwei dünnen Reifen, mit denen man eigentlich umkippen müßte, das Gleichgewicht hält? Dafür entwickelt man durch praktische Übung mit der Zeit ein Gefühl, aber beschreiben kann man es nicht wirklich. Mit der Magie verhält es sich ähnlich – nur ist es dort noch weitaus komplizierter.
Magie ist nichts, was man in einem Schnellkurs erlernen kann. In das magische Arbeiten muß man hereinwachsen, ständig an den eigenen Fähigkeiten arbeiten und sich selbst unter Kontrolle haben. Nur wer sich selbst beherrscht, kann auch die Magie beherrschen.
Es gehört eine starke und gefestigte Persönlichkeit mit einem starken Willen zu dem Bild der Hexe oder des Hexers. So sollten labile oder in ihrer Persönlichkeit noch nicht gefestigte Menschen lieber erst einmal damit beginnen, an sich selbst zu arbeiten, um ein sicheres Gefäß zu bilden, in welchem das Wissen und Können bewahrt werden sollen.
Der persönliche Einstieg in die Magie
Davon ausgehend, daß man sich inzwischen darüber klar geworden ist, was es für einen selbst bedeutet, eine Hexe sein zu wollen, muß man sich zunächst einmal nach einer für sich passenden Art, an die Magie heranzugehen, umschauen.
Das bedeutet, daß man sich kurz mit den gängigen magischen Gebieten beschäftigen sollte, um dann das für sich selbst Richtige auszuwählen.
Dazu nimmt man sich einige Stunden Zeit und geht in eine gut sortierte esoterische Buchhandlung. In der Abteilung Magie schaut man in jedes Buch hinein. Nur das, bei dem man sofort versteht, worum es geht, das sinnvoll und logisch nachvollziehbar erscheint, sich vielleicht schon mit einigen einem selbst, aber allgemein weniger bekannten und auch verifizierten Fakten deckt, und das vor allem zu Lesen auch Spaß macht, kauft man und arbeitet erst einmal ganz durch.
Ich möchte an dieser Stelle auch keine Empfehlung für ein bestimmtes Werk aussprechen, denn bei jedem Interessierten sind Hintergrund und Vorbildung völlig verschieden, und daher mögen auch vollkommen unterschiedliche Werke als Einstieg für den Einzelnen geeignet oder ungeeignet sein.
Man sollte dort beginnen, wo man mit seiner Erfahrung, seinen Gedanken, seiner Literaturkenntnis und seinem sonstigen Wissen auch tatsächlich steht, und nicht dort, wo selbsternannte Lehrer einen gern hätten. Der Ausgangspunkt eines jeden unterscheidet sich von dem jedes anderen Menschen.
Ein guter Lehrer hätte allenfalls die Aufgabe, zu erkennen, wo sein Schützling sich auf dem Pfad befindet und ihm dies zu verdeutlichen. Er kann dem Schüler dann zwar Möglichkeiten aufzeigen, sollte sich aber nie anmaßen, dessen Weg zu bestimmen, denn höchstwahrscheinlich ist dieser nicht der eigene.
Den Zugang zur Magie muß jeder auf ganz individuelle Weise finden.
Den Weg der Magie zu betreten ist ein sehr großer Schritt, und die größte Hürde dabei ist der eigene Unglaube, der einem im Weg steht (was nicht sein darf, kann auch nicht sein, also funktioniert es auch nicht). Zweifel an der Existenz der Magie oder der eigenen Fähigkeiten, Erziehung und religiöse Dogmen sind hier wohl die größten Hemmschuhe.
Den Zugang zur Magie kann man nicht erzwingen. Meist kommt „die Magie“ sogar ganz von selbst zu einem, wenn man eigentlich gar nicht daran denkt. Bei dem einen geschieht das schon sehr früh, bei dem anderen erst sehr spät. Es kann aber hilfreich sein, wenn man tiefer in sich selbst hineinlauscht und den Kontakt zu seinem eigenen Unterbewußtsein sucht.
Hat man den Weg zur Magie aber erst einmal beschritten, so kann man in kleinen Schritten langsam weitergehen. Auch hier gilt es, sich Zeit zu lassen. Die Magie kommt zu einem, wenn es an der Zeit ist, man kann ihr ein wenig entgegengehen, aber man kann sie nicht zu sich zwingen. Sich zu verkrampfen blockiert, und nur in der Entspannung kann die Energie fließen.
Worte der Warnung & Tipps für Einsteiger
Die Magie stellt hohe Anforderungen an den Suchenden. Sie zeigt sich nicht gleich auf Anhieb, beziehungsweise auf eine Weise, die nicht immer sofort erkannt wird.
Ferner spielt sie einem gerne Streiche, die gewöhnlich mit den eigenen seelischen Unzulänglichkeiten zusammenhängen. Schließlich konfrontiert sie den Suchenden mit seinen vergrabenen Konflikten, Komplexen und Charakterschwächen, die erkannt und bewältigt werden müssen, will man weiterkommen. Deshalb ist die Beschäftigung mit Magie völlig ungeeignet für Menschen mit schweren psychischen Problemen, da diese dann eher weiteren Schaden nehmen statt voranzukommen.
Man wird nicht darum herumkommen, sich mit den grundsätzlichen magischen Übungen, Konzentration und Visualisierung, zu beschäftigen. Ohne diese beiden Fähigkeiten bewirkt man in der Magie nichts.
Außerdem sind noch Übungen in Entspannungstechniken sowie „richtiges“ Atmen wichtig. Wer falsch atmet, erzeugt eine Disharmonie in seinem Energiesystem und wird mit magischen Übungen schnell Probleme bekommen, da hier psychische Energie freigesetzt wird, die sich dann in den Blockaden staut.
Es ist wichtig, immer tief in den Bauchraum zu atmen, d.h., das Zwerchfell muß voll miteinbezogen werden. Die meisten Menschen atmen zu flach. Wenn man jetzt plötzlich anfängt, „tief“ zu atmen, besonders, wenn man obendrein noch Raucher ist, treten Schwindelgefühle, Hustenreiz, Lungenstechen und ähnliche Probleme auf.
Das ist auch kein Wunder, wenn die Lunge lange Zeit nicht richtig ausgelastet war. Wenn man das aber, ohne zu übertreiben, regelmäßig übt, verschwinden diese Phänomene, und es stellt sich mit der Zeit ein gesteigertes Wohlbefinden ein.
Ferner ist auch auf eine aufrechte Körperhaltung zu achten. Wer längere Zeit in verkrümmter Haltung vor dem Computer oder am Schreibtisch sitzt, blockiert dadurch ebenfalls seine Atmung. Hier ist Ausgleich gefragt.
Es ist für den Anfang eine gute Übung, gesteigerte Bewußtheit in Bezug auf die eigene Körperhaltung zu entwickeln. Wenn man dies nun noch durch entsprechende Entspannungs-, Konzentrations- und Visualisierungsübungen unterstützt, kommt man leichter voran.
Wie in jeder Ausbildung lernt der eine schneller und der andere langsamer. Deswegen ist der einfachste Weg der, seinen Zeitrahmen an seinen individuellen Bedürfnissen anzupassen und sich selbst gegenüber ehrlich genug zu sein, erst bei befriedigenden Ergebnissen mit der nächsten Übung anzufangen.
Übungen sollten zwar regelmäßig gemacht werden, aber Übertreibungen sind nicht ratsam. Man sollte außerdem nur dann magisch arbeiten, wenn einem auch stimmungsmäßig danach ist und man sich dabei wohlfühlt.
Die Hexe muß sich auf seinem Weg auch mit seinem größten Kritiker auseinandersetzen – mit sich selbst. Sie wird viel Kritik aushalten müssen aber auch vieles verstehen, was ihr vorher unbekannt war. Sie wird von vielen Menschen, die nicht verstehen, was sie tut, angegriffen werden, aber auch selbstsicherer werden. Sie wird „Freunde“ verlieren, aber auch neue Freunde gewinnen, auch solche, an die sie vorher nie dachte.
Ob diese Lebensänderung und der damit verbundene und nicht zu unterschätzende Aufwand für einen Menschen akzeptabel sind, das kann nur jeder selbst ganz allein für sich entscheiden.
Es gibt keine „Lehrer“ – nur Wegbegleiter, Ratgeber und Wegezeiger, aber den Weg wählen und vor allem gehen, muß jeder ganz allein für sich selbst.